„Den Mauerbau fand ich scheiße!“ Bettina Wegner zu Gast am John-Lennon-Gymnasium

Bettina Wegner- Foto: Lutz Baumann

[Foto: Lutz Baumann]

Von Josefine und Malene.

Am Dienstag, den 25. September 2018, war Bettina Wegner zu Gast am John-Lennon-Gymnasium. Das Treffen fand in der Turnhalle statt, wo sie vorne mit zwei Mädchen des 10. Jahrgangs saß und Fragen benatwortete. Zudem waren drei ihrer bekanntesten Lieder zu hören.

Bettina Wegner ist eine in West- und Ost-Berlin bekannt gewordene Sängerin, die wegen verkauften Flugblättern schon mit 20 Jahren ins Gefängnis gehen musste, obwohl sie ein neu geborenes Kind zur Welt gebracht hatte, dass sie eigentlich noch stillen musste. In der großen Angst ihr kleines Kind zu verlieren, saß sie sieben Tage im Knast, wie sie sagte. Da Bettina Wegner ein Kind von einem Funktionär war, wurde sie glücklicherweise frühzeitig entlassen. Um ihren ideologischen Standpunkt wiederzufinden, wurde ihr ein Arbeitsplatz in einem Produktionsbetrieb zugeteilt. Gleichzeitig wurde sie als Lieder-Sängerin immer erfolgreicher. In dieser Zeit entstand auch ihr bekanntester Song Sind so kleine Hände (1978). Aufgrund eines Auftrittsverbotes und einem erneuten Ermittlungsverfahren musste sie 1983 die DDR, ihre Heimat und ihr Zuhause, verlassen.

Frau Wegner, sagte abschließend, dass sie die Anarchie als perfekte Staatsform sah, im Gegensatz zu ihren Eltern, die überzeugte Kommunisten waren. Trotzdem sei sie ihnen bis heute dankbar. Anlässlich ihrer Flugblatt-Aktion im Jahr 1968 sagten ihre Eltern, dass sie stolz auf sich sein könne, da sie etwas im Leben erreicht habe.

Sie habe viel mehr Angst vor uns Kindern als vor Erwachsenen, sagte sie am Ende der Veranstaltung mit Tränen in den Augen. Sie bedankte sich herzlich mit einem Geschenk aus ihrer Plattensammlung und einige Schülerinnen und Schüler überreichten ihr einen Blumenstrauß. Alle anwesenden Schüler waren sich einig, dass ihnen diese Veranstaltung gefallen hat. Auch Bettina Wegner hatte Spaß bei der Beantwortung der interessanten Fragen.

Folgende Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortete Bettina Wegner:

Wie fanden sie den Mauerbau?

„Da ich erst 12 Jahre alt war, habe ich nicht sonderlich viel davon mitbekommen, doch den Mauerbau fand ich scheiße, da ich von meiner restlichen Familie und meinen Freunden für viele Jahre getrennt war.“

Und den Mauerfall?

„Der Mauerfall hat mich erleichtert, da ich mich vorher wie eine Verräterin vorkam, als einzige im Westen. Da nun alle rüber durften, musste ich kein schlechtes Gewissen mehr haben.“

Finden sie immer noch, dass es Männer in unserer Gesellschaft besser haben als Frauen?

„Ja, auf jeden Fall, doch natürlich haben Frauen in der heutigen Zeit wesentlich mehr Rechte als zu der Zeit, in der ich das Lied Ach, wenn ich doch als Mann auf diese Welt gekommen wär schrieb, aber ich bin trotzdem noch der selben Meinung. Ich bin froh, dass ich eine Frau bin und kein Mann!“