Wie ist es, als Teenager eine Transgenderperson zu sein?

Foto: Karla Martinez, unsplash

Seit ein paar Jahren hört man öfter von dem Wort „Transgender“, doch was bedeutet es genau ? Wie geht die Gesellschaft damit um ?

Zuerst ein wenig Vokabular

Viele Menschen denken nicht über ihre Geschlechtsidentität nach, weil sie sich mit ihren angeborenen körperlichen Merkmalen identifizieren. Menschen, bei denen biologisches und gefühltes Geschlecht übereinstimmen, nennt man als cisgender ( “cis”).
Bei Transgender-Personen ist das anders: Sie identifizieren sich nicht oder nur teilweise mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt anhand ihrer physischen Merkmale zugewiesen wurde.

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Die Begriffe ‚Cis‘ oder ‚transgender‘ sagen nichts über die sexuelle Orientierung oder sexuelle Identität der Person aus. Sowohl Cis- wie Transgender-Menschen können also heterosexuell, schwul, lesbisch, bisexuell, queer, pansexuell oder asexuell leben.
Ganz schön kompliziert, oder? Ja, das stimmt, Menschen sind komplexe Wesen. Und nein, Kampfhubschrauber ist weder ein Geschlecht noch eine sexuelle Orientierung

Transgender: von Alt-Grieschich bis Neo-Englisch

Foto: Camila Quintero Franco, unsplash
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Die Frage, seit wann es Menschen gibt, die sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, gab es schon immer.
Die Antwort darauf ist, dass es eigentlich schon seit der Antike Menschen gibt die sich nicht so gefühlt haben wie es den zugeschrieben war, doch die Begriffe „Transsexualismus“, „Transgender“, „Transidentität“ oder „geschlechtliche Inkongruenz“ waren in der Zeit noch nicht wissenschaftlich erfunden. Jedoch ist der Begriff Transsexualität wegen der sprachlichen Nähe zu „Sexualität“ verwirrend, sodass man heutzutage ehe das Wort „Transidentität“ benutzt.

Über die Jahrhunderte war es für Transgender-Menschen nicht immer einfach. Sie wurden oft ausgegrenzt von der Gesellschaft. Als „unnormal“ wurden sie angesehen und bekamen nicht die gleichen Rechte wie andere. Oft konnten sie sich auch nicht so äußern wie sie wollten, da das Wissen über Transidentität noch nicht vorhanden war.

Erst ab dem 20. J.h. fundierte sich eine wissenschaftliche Betrachtung der Transgender-Eigenschaften. Dieses Phänomen, dass Menschen vollständig oder vorübergehend in einer anderen Geschlechtsidentität als der ihres körperlichen Geschlechts lebten, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt und damals als Transsexualität definiert.

Foto: redd f mtsb, unsplash
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Ab dann begannen Wissenschaftler und Ärzte operative Techniken und hormonelle Therapien zu erstellen, damit sich gewünschte Personen sich auch körperlich besser identifizieren konnten.
Nachdem es immer mehr bekannter wurde, dass eine Person selber entscheiden konnte, wer er
sein will und sich nicht abhängig von dem Äußerlichen machen musste, gab es viele unterschiedliche Meinungen zu diesem neuen Wissen. Es gab Menschen, die es nicht akzeptieren wollten und diese Personen immer noch als ,,unnormal” angesehen haben, doch es gab auch Menschen, die es akzeptierten und denen es egal war, da es nicht deren Recht ist, eine andere Person zu definieren.

Wer sichtbar sein darf, wird „normal“

Foto: Oliver Ragfelt, unsplash
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Bis vor Kurzem war es deutlich anstrengender für eine Transgender Person, sie wurden weniger akzeptiert und es war schwerer an körperliche Operationen/hormonelle Therapien ranzukommen. Doch dies hat sich deutlich verbessert. Heutzutage gibt es immer mehr Menschen, die sich trauen, öffentlich sie selbst zu sein.

Transgender Personen werden immer mehr akzeptiert und in vielen Ländern wird es immer weniger als etwas ,,unnormales” bezeichnet. Natürlich gibt es immer noch Menschen, die es nicht wahrhaben wollen, dass man auch körperlich anders aussehen kann als das Geschlecht, das einem/einer zugewiesen wurde, doch die Anzahl von Menschen, die es akzeptieren, ist seit ein Paar Jahren deutlich höher.

Das Meinungsforschungsinsitut Gallup ermittelte 2021, dass 0,7% der Weltbevölkerung sich als
Transgender identifizieren, was deutlich höher ist, als es früher der Fall war.
Dass immer mehr Menschen jetzt sich als Transgender bekannt geben liegt daran dass ihre Situation bekannter wird. Über social Media wird immer mehr über das Thema gesprochen. Es gibt viele Serien und Filmen, wo häufiger trans* Charaktere mitspielen. Dadurch, dass Transgender Personen häufiger gezeigt werden, trauen sich mehr Leute, die Entscheidung zu treffen, wer sie sein wollen. Die neuen Generationen wachsen damit auf, sodass es einfach allmählich etwas Normales wird und dass jeder Mensch so ist, wie er ist, egal wie man äußerlich aussieht.

Nichts weiteres als ein TikTok-Trend?

Doch durch diese Verbreitung in den Sozialen Medien, erscheint öfters die Frage, ob manche Menschen sich nur als Trans abgeben, um einem ,,Trend” nachzugehen.
Denn da es so bekannt ist, vor allem bei Jugendlichen, gibt es immer mehr Selbstdiagnosen und viele Jugendliche sagen, sie sind Trans, um somit den ,,Status des Besonderen” zu gewinnen. Dabei muss man Rücksicht nehmen auf den Unterschied von ,,ich fühle das seit
einem halben Jahr”, ,,viele andere Kinder in meiner Klasse sind auch transgender, deswegen will ich es auch sein” oder wenn sich jemand schon seit er denken kann so fühlt, als sei er anders als sein biologisches Geschlecht. Das bedeutet nicht, dass man nicht das Recht hat zu experimentieren und zu schauen, wie man sich wohlfühlt, sondern es bedeutet, dass dieses Thema etwas sehr persönliches ist für viele. Somit sollte man nicht darüber scherzen und durch inkorrekte Äußerungen ein wichtiges Thema und die Gefühle anderer versimpeln.
Doch allgemein haben viele Länder einen deutlichen Fortschritt in diesem Thema gemacht und viele Menschen fühlen sich wohler, sich selbst zu sein.

Foto: Jakayla Toney, unsplash
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Die Akzeptanz in Deutschland

Foto: Jakayla Toney, unsplash
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Laut einer Umfrage, die 2021 von YouGov online durchgeführt wurde, würde die Mehrheit der Befragten mit Unterstützung reagieren, wenn sich ihr Kind, ihre Geschwister oder enge Familienmitglieder als transgender oder non-binär outen würde. Rund 48 Prozent der befragten Frauen wären dabei sehr unterstützend, während es unter den Männern rund 37 Prozent wären. Außerdem sind es „nur“ 3 Prozent bei den Frauen und 9% bei den Männern, die ein Outing überhaupt nicht unterstützen würden. Dazu hat ein Teil, etwa 20 Prozent, keine Meinung oder ist sich unsicher und steht zwischen beiden Optionen.

Was bedeuten die Hormonbehandlung und die Operationen?

Bei einer geschlechtsangleichenden Operation werden die primären (Die Organe die zum Fortpflanzen nötig sind) und sekundären Geschlechtsorgane entfernt oder in ihrem Aussehen
und Funktion an das neue Geschlecht angepasst. Dies passiert in mehreren chirurgischen Eingriffen. Jedoch ist eine komplette Veränderung des Geschlechts nicht möglich, da dieses in den Chormosomsamen verankert ist. Dazu kommt meistens noch eine Hormonbehandlung. Die Kosten für eine Hormonbehandlung und geschlechts-angleichende Operation übernimmt die Krankenkasse nur, wenn man zwei Gutachten besitzt, die Deine Transidentität bestätigen.

Foto: Olga Guryanova, unsplash
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Foto: Grace Weltch, unsplash
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Man braucht ein genaues Gutachten von einem Psychiater, der sich nur mit Transidentität beschäftigt oder von einem Psychotherapeuten, klinischen Psychologen, der eine genaue
Diagnose feststellen kann. Sobald man so was zur Verfügung hat, kann man auch schon mit der hormonellen Behandlung beginnen. Aber damit man die geschlechtsangleichende Operation
ausführen darf, muss man einen urologischen bzw. gynäkologischen Befund vorlegen, der bestätigt, dass man physisch auch für die geschlechtsangleichende Operation bereit ist. (Siehe mooci.org)

Eine Hormonbehandlung kann schon ab dem 16. Lebensjahr beginnen, doch nur mit Einwilligung eines Psychiaters, der bestätigt, dass es sich nicht um eine pubertäre Phase handelt. Doch bei einer Operation gibt es eine Altersgrenze, man muss mindestens volljährig sein, also ein Alter von 18 Jahren haben, um eine geschlechtsangleichende Operation durchzuführen.

Unser Befinden zu diesem Thema

Unserer Meinung nach ist das ein Thema, welches häufig im Alltag auftritt. Heutzutage innerhalb unserer Generation, verändert ein Outing nicht mehr die Wahrnehmung von einem Menschen. Früher war dies ganz anders. Es ist also zu Normalität geworden Freunde oder Klassenkameraden zu haben, die sich als Transgender identifizieren. Trotzdem sollte man dem Thema nicht weniger Aufmerksamkeit geben, da es immer noch wichtig ist, drüber zu sprechen.

Anouk & Louisa, 9b

[In diesem sehr schönen YouTube Beitrag, erklärt Nele, warum sie sich für „Detransition“ entschieden hat. Nele erklärt auf keinem Fall, dass Transition etwas Schlechtes wäre. Sie erklärt aber, wie sie mit den Vorurteilen und Klischees, die für Frauen wie für Männer herrschen, kämpfen musste.
boc]

Foto: Mutzii, unsplash
Foto: Mutzii, unsplash

Titelbild: Karla Martinez, unsplash