Von Lilli. Eine Woge der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit waberte zwischen der Menge der demonstrierenden SchülerInnen hindurch und man spürte, wie an jedem ein wenig hängen blieb, während alle „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!“ riefen. Dieses wir machte es aus. Ich kannte hier nur 10 Personen, doch trotzdem fühlte ich mich allen 10.000 Demonstranten ganz nah, da alle gemeinsam für diese unsere Zukunft kämpften. Und überall traf man auf Menschen, die gleich dachten. Auf dem Weg zur Demo sprachen mich vier Passanten wegen meines Schildes „We have no plan(et) B“ an und meinten, sie fänden es toll, was wir hier machen. Noch nie hatte sich etwas so richtig angefühlt, wie fünf Stunden durch Berlin zu laufen und dabei „Hopp, Hopp, Hopp, Kohlestopp!“ zu rufen. Niemand auf der Demonstration wusste, ob die Politiker deswegen wirklich handeln würden. Doch jetzt ging es vor allem darum, dass die Menschen aufmerksam auf uns wurden, die Menschen mussten uns zuhören und sie mussten handeln. „Sie müssen handeln, als ob ihr Haus in Flammen steht. Denn so ist es!“, wie uns Greta Thunberg, die mit Fridays For Future angefangen hat, gelehrt hat. Und ich wusste, dass diese Demo der erste Schritt war. Ich wusste auch, dass ich in der Schule etwas verpasste, doch wenn wir nicht demonstrieren, werden wir vielleicht gar keine Zukunft mehr haben, gar keine Chance mehr, all das nachzuholen. Ich habe drei Fehlstunden für die Zukunft von weiteren Generationen bekommen. Ich bin nicht glücklich darüber und ich will damit auch nicht sagen, dass mir Schule egal ist, aber das muss ich in Kauf nehmen und deshalb werden auch viele Demonstranten wiederkommen. Denn der Kampf geht weiter und ist noch nicht gewonnen. Doch wer gar nicht erst kämpft, hat schon verloren. Und wenn ich daran denke, wie viele Menschen aus den Fenstern der Häuser, an denen wir vorbeigezogen sind, gewunken, gelacht, gejubelt und applaudiert haben, weiß ich, dass viele, auch erwachsene Menschen (#ParentsForFuture) und Wissenschaftler (#ScienceForFuture) hinter uns SchülerInnen stehen. Und doch zeigt diese Demo, was Jugendliche alleine auf die Beine stellen können. Man hat das Gefühl, man macht was mit seiner Zeit, mit seinem Leben und sobald man auf der Demo ist, verfliegt das Gefühl und man bekommt die Gewissheit, dass es so ist.
Häufige Fragen zur Demo
Wann, Wie, und Wo genau sind die Demos?
Die Demos finden ja rund um den Globus statt, doch hier in Berlin sind sie immer freitags im Invalidenpark. Die Zeiten wechseln. Meistens beginnen die Demos aber um 10 oder 12 Uhr. Bei den kleineren Demos jeden Freitag bleiben die Demonstranten im Invalidenpark (den man von unserer Schule aus leicht mit der M8 erreichen kann, Kurzstrecke), aber bei den größer angekündigten Streiks laufen die Demonstranten gemeinsam bis zum Kanzleramt und zurück.
Wie hat das ganze angefangen?
Begonnen hat es nur mit einem einzelnen Mädchen, das das gemacht hat, was wir alle schon längst machen sollten: Greta Thunberg. Sie setzte sich an einem Freitagvormittag, nachdem sie einen Film über die plastikverschmutzten Meere gesehen hatte, alleine vor das schwedische Parlament mit einem Schild auf dem stand: „Schulstreik fürs Klima“. Doch sie blieb nicht lange allein. Bald gesellten sich andere zu ihr und so hat sich Fridays For Future über den ganzen Globus verteilt.
Warum ist die Demo unter der Woche und nicht am Wochenende?
Diese Frage kann man ganz einfach mit einer Gegenfrage beantworten: Würden die SchülerInnen annähernd so viel oder überhaupt Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie nicht während der Schulzeit demonstrieren würden?
Was kann ich selber tun?
Abgesehen davon, dass man zur Demo geht, kann man auch in seinem privaten Leben kleinere Dinge verändern. Beispielsweise weniger Plastik benutzen, indem man zum Einkaufen selbst Beutel mitbringt und darauf achtet, recyclingfähige Flaschen und dergleichen zu kaufen.
Dann natürlich weniger Auto fahren, stattdessen mehr Fahrrad fahren. Auch Fliegen ist ein großes Problem. Da man aber manchmal fliegen muss, um in bestimmte Länder zu kommen, ist es okay mal zu fliegen, aber man sollte darauf achten, nachhaltig zu reisen, also z.B. die Urlaubstage bündeln. Besser ist es natürlich direkt mit dem Zug zu fahren.
Ebenfalls hilfreich im Kampf gegen den Klimawandel ist vegetarische Ernährung. Klar, dass hört man oft, aber es hilft auch schon einfach weniger Fleisch zu essen. Denn dabei geht es nicht nur darum, dass es den Tieren schlecht geht, sondern darum, dass bei der Herstellung von Fleisch und Wurst viel mehr Kohlenstoffdioxid entsteht, als bei der Herstellung von pflanzlichen Lebensmitteln.
Und zu guter Letzt hilft es auch, weniger Klamotten zu kaufen, da bei deren Herstellung und Transport ebenfalls klimaschädliche Stoffe entstehen.
Bei den meisten Sachen gilt also: Klar, man will nicht auf alles komplett verzichten (oder kann nicht), aber auch schon eine kleine Umstellung kann helfen.
Wie kann ich selber bei der Organisation von Demonstrationen mithelfen?
Fridays For Future organisiert sich vor allem über WhatsApp. Für jeden Ort (auch Berlin) gibt es regionale WhatsApp Gruppen denen man beitreten kann. Die Links zu den Gruppen findet ihr auf der Internetseite www.fridaysforfuture.de.
In welchen Ländern ist Fridays For Future vertreten?
Alles hat angefangen in Stockholm, Schweden, doch mittlerweile gibt es schon über 1.200 Streiks in 93 Ländern auf allen Kontinenten. Und man kann nur hoffen, dass es noch mehr werden.
Zum Schluss kann ich nur noch mal sagen: Man muss kein Klimawandel-Experte sein, um zu so einer Demo zu gehen, man muss nur erkannt haben, dass die Klimakatastrophe eine reale Bedrohung ist, gegen die wir jetzt vorgehen müssen. Denn genau das ist sie.