John Lennon Filmfest 2019

John Lennon Filmfest
Das Babylon kurz vor dem Sturm.

In Kinos herrschte immer diese besondere Stimmung: ein Ort der Realität, doch vorne auf der Leinwand werden Filme gezeigt, Filme die einen in andere Welten einladen, Filme die vor Fantasie triefen und irgendwo in der Luft, zwischen Leinwand und Sitz, mischen sich diese beiden Welten, verschmelzen zu einem verzerrten Spiegel der Wirklichkeit und geben einem ein wenig das Gefühl zu schweben, während um einen herum langsam das Flüstern verstummt, die Lichter flackernd erlöschen und der Raum in angespannte aber erwartungsvolle Stille getaucht wird.

Und so ist es auch an diesem Abend, die weichen blauen Sitze des Babylon-Kinos unter uns, währen wir voller Vorfreude auf die Leinwand schauen. Alles scheint wie immer zu sein, wie bei jeder beliebigen Kinovorstellung, doch etwas ist anders, auf den ersten Blick gar nicht zu sehen, für Aussenstehende unmöglich zu verstehen: das Publikum, wild durchmischt, viele Teenager und junge Erwachsene. Doch etwas an diesem Publikum ist besonders: Es sind alles Schüler, Lehrer und Eltern des John – Lennon – Gymnasiums. Und auf der Leinwand laufen heute keine Kinofilme, sondern die eigenen Filme der Schüler!

Wie auch schon in den vergangen Jahren, gehört das Babylon-Kino einmal im Schuljahr nur den Schülern des John – Lennon – Gymnasiums und im Rahmen des John – Lennon – Filmfest, werden dort dieses Jahr schon zum 15. Mal die Kurzfilme der Schüler gezeigt.

Nachdem die Moderatoren Lisa und Afia den Abend eingeleitet haben, macht den Auftakt der dreiminütige Film „Faszination Film“ von Luiz, der daran erinnert, was eigentlich das Besondere an Film ist: nämlich, dass Film einzelne Bilder und Bild und Ton so verbindet, dass sie ein Ganzes ergeben. Ein schöner Einstieg für ein Filmfestival.
Daraufhin folgt „Lost“. Ein 13 Minuten langer Film von Antoscha, Lea, Salome, Nelly und Selma, in dem es um eine Technologie geht, in der man seine eigenen Träume und Gedanken erleben kann. Etwas von dem jeder schonmal geträumt hat, oder? Und genau deswegen berührt einen der Film, besonders als zum Ende auch noch die negativen Auswirkungen, die dieser Realitätsverlust mit sich bringen kann, angesprochen werden.

Weiter geht es mit dem Film „Das Ei“. Dieser sechsminütige Kurzfilm von Elvis und Mitja handelt von einem unbekannten Bewusstsein, welches in Form eines Eies dargestellt wird und erzählt mit eindrucksvollen Bildern und Worten von Verlust.
Danach wird der Film „Lieber Papa“ gezeigt, der zwei Minuten lang und von Charlotte, Cecilie und Stefan ist. In diesem Film geht es um die Übergangszeit zwischen Kind und Erwachsenem und darum, was denn eigentlich wichtig ist. Trotz der Kürze vermittelt er einem ein warmes Gefühl …

Der Kinosaal war wie immer gut besucht.

Nach einer weiteren Anmoderation der Moderatorinnen beginnt der zweite Block mit weiteren vier Filmen.
Den Einstieg machen die charmante Nachrichtensendung „JLG-News“ von Bruno , moderiert von seinen Handpuppen Bibo, Jagar, Bummel, Ecki und Eichi. Diese sorgen in den folgenden drei Minuten für viele Lacher im Publikum, egal ob es um den Its Learning-Hack oder um das Thema des Dancecontestes 2020 geht. Lauter Applaus folgt, nachdem die „JLG-News“ mit der Feststellung endet, dass es morgen regnen wird, da der Nachrichtensprecher sein Essen nicht aufgegessen hat.
Der zehnminütige Film „Die Schuhe von Damals“ von Charlotte, Lenz und Heidi zeigt uns durch mehrere Rückblicke, wie sich das Leben eines Obdachlosen schlagartig geändert hat, nachdem er aus seiner Wohnung geschmissen wurde.
Yeke Yeke ist der dritte Film in diesem Block, zwei Minuten lang, von Lua, Ina, Elena und Felix. Die Hauptperson ist taub, liebt aber Musik und hört diese entsprechend laut, um den Bass zu fühlen. Dabei vergisst sie allerdings den Nachbarn, der bei der lauten Musik nicht arbeiten kann. Mit lustigen Szenen und einem amüsanten Ende bringt der Film das Publikum mehrmals zum Schmunzeln.
„I Still See Your Shadows“ von Timon, Lina, Greta, Jonas, Elisabeth und Anouk erzählt in zwölf Minuten, die Geschichte eines Jungen der oft mit seiner Kamera auf Streifzug geht. Auf einem seiner Fotos, entdeckt aber etwas wundersames. Ein Mädchen, dessen Schatten sich losgelöst von ihr bewegen kann. Eine etwas gruselige, aber spannende Stimmung entsteht während sich die Hauptpersonen in einer Welt bloß aus Schwarz und Weiß fragen, was der Wirklichkeit entspricht…

Im Foyer warten die Zuschauer auf den nächsten Block.

Danach folgen 15 Minuten Pause, bevor es mit dem dritten Film-Block weiter geht.
Im neunminütigen Film „Un Jour Sombre“ von Naomi und Sophia und weiteren geht es um eine Schauspielerin, deren Realität und gespielte Rolle zu verschwimmen scheinen. Viele Lacher erntete der Film vor allem für den Auftritt von Frau L., die eine genervte, dann aber liebevolle Mutter spielt (Sie kamen gut an, Frau L. Vielleicht hätten sie doch auch eine Karriere als Schauspielerin in Betracht ziehen sollen … ). Außerdem überraschte der Film das Publikum mit einem unerwarteten Ende.

„Der Hut“, von Josefine, Bela , Caterina, Alba, Bruno, Leo und Noemi, der mit 14 Minuten der längste Film dieses Jahr war, handelte von den Marketingmanager Bill MacKeen, dessen Leben, langweilig und durchgeplant, von einem Hut durcheinander gebracht wird. Letztendlich zeigt der Film eine schöne Entwicklung, die MacKeen zu einem offenen und netteren Menschen macht. Der Film hat es zwar am Ende nicht in die Top 3 geschafft, wurde jedoch dennoch von der Jury mit der lobenden Erwähnung bedacht, da ihnen besonders die ausdrucksstarke Chefin (gespielt von Alba) gefallen hat.
Den Abschluss der Filme, die in dem Wettbewerb mit einfließen machte der Film „IN PROGRESS“ von Benedikte und Rosa, 8 Minuten lang, der von einem Jungen handelt der lieber träumt, als an der Realität teilnimmt, zum Schluss aber einen Weg findet, wie er dies verbinden kann und ersteres ihm bei letzterem sogar helfen kann. Die Bilder werden begleitet von bewegenden Worten …
Das waren alle elf Filme, die an diesem Abend für den „Goldenen John 2019“ angetreten sind, jedoch wurden im vierten Block auch noch Filme gezeigt, die nicht für den „Goldenen John 2019“ eingereicht worden sind, aber dennoch gezeigt werden sollten.

„UNDEFEATED“ ist ein ein sehr emotionaler Film von Schüler*innen des John – Lennon – Gymnasiums und dem Regisseur und Autor Paul Black. Emma Deutscher in der Hauptrolle spielt ein Mädchen mit einer dissoziativer Persönlichkeitsstörung und der berührende Film erzählt, wie sie damit klar kommt und andere darauf reagieren. „She created magic for us.“, lobte Paul Black ihr Schauspiel.
Zum Abschluss wurden nochmal die drei Gewinnerfilme des letzten Jahres gezeigt: der dritte Platz „Ohne Titel“, von Selma dessen Ende das Publikum erneut zum Lachen gebracht hat, der zweite Platz „Unsere Schuld“ von Ella und Ines, eine Dokumentation über die Plastikverschmutzung, die auch dieses Mal zum Nachdenken angeregt hat und der erste Platz des 14. JLG-Filmfestivals „Das Vehör“ von Ben, Leander und Awid, der wie letztes Jahr für unzählige Lacher im Publikum gesorgt hat.

Nach 20 Minuten Pause war es dann endlich soweit: Die Preisverleihung stand an! Die diesjährige Jury bestand aus folgenden Mitgliedern: Beate Völker, die als Filbuchautorin arbeitet, Vanessa Jopp, vom Beruf Regisseurin und Antje Meyer, Mitinitiatorin des deuschen Schauspielpreises. Nach dem diese sich ausgiebig besprochen hatten, verkündigten sie folgendes Ergebnis: da ihnen alle Filme außerordentlich gefallen haben und sie sich sehr schwer entscheiden konnten, musste der dritte Platz zweimal belegt werden. Dieser ging einmal an den Film „Un Jour Sombre“, der als Preisgeld 100 € bekam und an den Film „Das Ei“, welcher eine Softbox als Preis ergattern. Besonders gefallen hat ihnen bei diesem Film die Ästhetik. Außerdem meinten sie, es wäre der mutigste Film gewesen, mit einem der mutigsten Schauspieler.
Der zweite Platz ging an „Nachrichten“, da sie es bewundernswert fanden, wie oft die JLG-News sie und das Publikum zum Lachen gebracht hat. Dieser Platz wurde mit 150 € prämiert.
Und dann fehlte nur noch der erste Platz. Und dieser ging mit einem Preisgeld von 250 € an den Film „Lost“! Er wäre unglaublich bewegend gewesen hätte einen richtig mitfühlen lassen, als ließe man sich durch einen Ozean der Gefühle treiben, die zum Nachdenken anregen.
Zusätzlich zu den Preisen die die Jury vergeben hat, durfte auch das Publikum mithilfe von Wahlzetteln einen Publikumsliebling wählen: „Un Jour Sombre“ gewann diesen Preis zusätzlich zu ihrem dritten Platz und bekam weitere 100 €.

Und so war auch das 15. JLG Filmfest ein voller Erfolg, mit vielen interessanten, bewegenden und lustigen Filmen, die einem auf jeden Fall noch ein wenig im Gedächtnis bleiben werden.